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Das Herz vergisst nicht: ein Bericht des Stadtanzeigers

Würden mehr Menschen auf einen gesunden Lebensstil achten, ließe sich die Zahl der Infarkte halbieren.

von Marie-Anne Schlolaut, veröffentlicht am 23. Oktober 2019

KSTA Magazin 23Wer sein Herz bereits in jungen Jahren liebt, es hegt und pflegt, bekommt die geballte Liebe des Lebensmotors hundertprozentig zurück. Meike Mayer, Herzsport-Expertin beim Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie (VGS), bringt es auf den Punkt: „Dass es jedem von uns und dem Herzen gut geht, ist kein Zufall und lässt sich auch nicht in die Verantwortung der Ärzte legen, sondern liegt in unserer eigenen Verantwortung.“ Selbst diejenigen, die genetisch vorbelastet sind durch Infarkte und Herzkrankheiten in ihrer Familie, haben es in der Hand, das Risiko zu minimieren und eine Herzerkrankung um viele Jahre hinauszuzögern, vorausgesetzt sie machen einen gesunden Lebensstil zu ihrer Herzensangelegenheit.

Prof. Dr. Erland Erdmann, renommierter Herz-Experte, der 1995 das Herzzentrum der Uniklinik Köln gründete und als Direktor leitete, und Dr. Gerd Herold, Internist, Arbeitsmediziner und Autor des Standardwerks für Ärzte, sind sich einig: „Wenn die Menschen einen vernünftigen Lebensstil führten, gäbe es nur die Hälfte aller Herzinfarkte.“

Erste Alarmzeichen

Weil dem nicht so ist, gehören bereits die 20- bis 30-Jährigen und nach wie vor die 50- bis 60-Jährigen und älter zu den Risikogruppen. Denn Organismus und das Herz vergessen nicht, was ihnen ein Leben lang angetan wurde. Erland Erdmann: „Ich bekomme keinen Herzinfarkt, weil ich mich bewege, sondern weil ich auf dem Sofa sitze.“ Wer mit 30 ein paar Ablagerungen, also Plaques, in seinen Blutgefäßen habe, das sei gerade noch akzeptabel, „wer aber dann seine Lebensweise nicht ändert, für den wird es eng“. Kombiniert mit Krankheiten, die man nicht auskuriert hat, und einer schlechten Ernährung lässt sich jedes noch so robuste Herz ruinieren. Aufs Alter sollte sich keiner rausreden, denn „Alter bedeutet nicht gleichzeitig auch schwaches Herz“, so Erdmann.

Sowohl er als auch Gerd Herold und die Gesundheits-Expertin Meike Mayer haben für eine qualitativ gute Ernährung eine einfache Regel, die Erdmann so formuliert: „Was man isst, ist total egal, Hauptsache man bleibt schlank.“ Das klappt nicht, wenn man die gesunde Fischportion als Vorspeise vertilgt und sich dann an Schnitzel mit Pommes ergötzt. „Von hundert stark Übergewichtigen werden 80 vorzeitig ableben. Und wer mit 60 an Typ-2-Diabetes erkrankt, riskiert zehn Jahre früher zu sterben“, warnt Erdmann. Rein statistisch reduziere ein Herzinfarkt die Lebenserwartung um zehn Jahre.

All das, was man sich in jungen Jahren und in der Mitte seines Lebens angetan hat, lässt sich nicht mehr rückgängig machen, aber die „Kurve lässt sich zu jedem Zeitpunkt abflachen“. Die Experten: „Selbst bei 80-Jährigen, die bis dato wenig Sport getrieben haben. Wenn sie ab sofort 5000 Schritte pro Tag machen, können sie ihr Leben um ein halbes Jahr mit deutlich besserer Lebensqualität verlängern.“ Meike Mayer ergänzt: „Wer Sport macht, profitiert auch nach einer Herzerkrankung davon. Oft stellt man bei Herzpatienten in Nachuntersuchungen mittels Katheder fest, dass sich neue Blutgefäße quasi wie eine Umgehungsstraße gebildet haben. Diese Schleichwege bilden sich nur bei denen, die sich bewegen. Keine Bewegung, keine Schleichwege.“

Besonders wichtig ist es, Entzündungen, die das Herz schädigen, zu verhindern, zumindest aber zu mindern. Das beginnt ganz simpel mit einer Grippeschutzimpfung, um das Herz nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Durch krankheitsbedingte Entzündungen bei einer Grippe oder einer simplen Erkältung wird Stress erzeugt und es werden Stresshormone ausgeschüttet. Dadurch können vorhandene Ablagerungen in den Blutgefäßen aufreißen, wodurch Rhythmusstörungen, Vorhofflimmern und das hoch gefährliche Kammerflimmern verursacht werden können. Erdmann rät: „Keinen Sport bei Grippe, Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Muskelschmerz, vor allem keinen Leistungssport, aber am Schreibtisch sitzen und arbeiten, das geht.“ Ein deutlich erhöhtes Entzündungsrisiko haben junge und alte Menschen mit zu viel Bauchfett. Der Herz-Experte: „In den Fettzellen des Bauchfetts werden Substanzen gebildet, die am Herzen Schäden anrichten, vergleichbar mit denen, die durch Feinstaub verursacht werden: Plaques können aufbrechen und zum Infarkt oder Schlaganfall führen.“ Die meisten wissen um die Gefahren, aber die wenigsten tun etwas dagegen. „Aber“, so Meike Mayer, „ein Infarkt kommt nicht aus heiterem Himmel. Wenn Herzpatienten zurückblicken und ich mit ihnen spreche, dann wussten sie um die Anzeichen und Risiken.“ Die man hätte beheben können, sei es indem man aufhört zu rauchen, sich gut ernährt und abnimmt und sich bewegt. Meike Mayer: „Ich vergleiche das Herzsystem gern mit einer dreispurigen Autobahn. Ist eine Spur gesperrt, entsteht Stau. Für das Herz heißt das: schlechte Versorgung. Training und Bewegung bewirken, dass die Wege frei bleiben, Blutgefäße gut gewartet sind und alles im Fluss ist.“

Je früher man seinem Herzen etwas Gutes tut, desto besser lebt es sich jenseits der 50 und 60. Wer in jungen Jahren zu den Risikopatienten gehört, muss für jedes Lebensjahr im Alter kämpfen und Einbußen der Lebensqualität akzeptieren. Erland Erdmann: „Jung, übergewichtig, hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte und meist schon Typ-2-Diabetes. Wer das auf sich vereint, dessen Herz und Organismus sind so angeschlagen wie nach einem Infarkt.“ Das machen sich selbst viele nicht klar, die bereits eine Herzoperation hatten, und sich einer Lebensstil-Wende verweigern. „Ich bekomme Wut, wenn ich Reha-Kliniken besuche und sehe am Haupteingang einen Ascher voller Kippen. Oder aber ein Patient hält unbeeindruckt seine 130 Kilo und schluckt lieber zehn Pillen. Wir haben für den einen wie für den anderen in der Klinik alles getan. Die Mannschaft wurde getrimmt schnell und gut zu arbeiten und einen Stent in 50 Minuten zu setzen. Wir haben hart trainiert, um dem Patienten zu helfen – und dann wird alles zunichte gemacht.“

Die Veranstaltung "Herzensangelegenheit" findet statt am Freitag, den 8. November, 19 Uhr, studio dumont, Breite Straße 72, Köln

Experten im Gespräch: Prof. Dr. Erland Erdmann, Dr. Gerd Herold, Dipl.Sportwissenschaftlerin Meike Mayer
Alle Gäste können sich im Foyer Blutdruck und Puls messen und Unregelmäßigkeiten erklären lassen.

Tickets: 15 Euro / 13 Euro mit AboCard; nur Abendkasse!

Für Mitglieder der Pronova-BKK ist der Eintritt frei gegen Vorlage der Krankenversicherungskarte.

 

 

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